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SAP S/4HANA Migration Cockpit: Überblick & Einsatz in SAP EWM

Die Migration von Daten in SAP S/4HANA stellt Unternehmen vor große Herausforderungen. Besonders im Bereich SAP Extended Warehouse Management (EWM) ist die nahtlose Übernahme relevanter Datenobjekte, wie z. B. Stammdaten oder Bewegungsdaten, entscheidend für einen reibungslosen Übergang. Das SAP S/4HANA Migration Cockpit bietet hierfür eine standardisierte und zugleich flexible Lösung.

Im Folgenden erläutern wir die Funktionsweise des Tools, dessen Vorteile und die Abgrenzung zu alternativen Migrationsmethoden. Anschließend zeigen wir – anhand einer allgemein gehaltenen Bestandsmigration – grob auf, wie die Transaktion /SCWM/ISU und der entsprechende Bestandteil des Migration Cockpits in diesem Zusammenhang genutzt werden können.

Was ist das SAP S/4HANA Migration Cockpit?

Das SAP S/4HANA Migration Cockpit ist ein Tool zur Unterstützung der Datenmigration in SAP S/4HANA-Systeme. Es ermöglicht die Übertragung von Daten aus Altsystemen (SAP ERP oder Non-SAP) in eine neue SAP S/4HANA-Umgebung, ohne tiefgehende Programmierung durch Endanwender.

Die Lösung basiert auf vordefinierten Migrationsobjekten, die es erlauben, verschiedene Datenarten zu übernehmen, darunter:

  • Stammdaten (z. B. Materialstämme, Lieferanten, Kunden)
  • Bewegungsdaten (z. B. Bestände, offene Belege)
  • Customizing-Daten für spezifische SAP-Module

Besonderheit für SAP EWM

Im Bereich SAP Extended Warehouse Management (EWM) sind spezifische Migrationsobjekte für die Lagerverwaltung relevant, die sich auf Arbeitsplätze, Lagerplätze, Handling Units (HUs) und Bestände, Ressourcen, Qualitätsprüfung, Produkte, Konditionssätze und Protokollierung, die Produktion und das Materialflusssystem sowie weitere verschiedene EWM-Stammdateneinstellungen beziehen. 

Link zur Liste - Filter in der Komponente auf „SCM-EWM“ setzen. 

Quelle: Link zur Liste der SAP EWM Migrationsobjekte 

Im Bereich SAP EWM bietet das Migration Cockpit flexible Migrationsmöglichkeiten, unabhängig davon, ob es sich um eine Neuimplementierung (Greenfield), eine selektive Datenübernahme (Bluefield) oder eine Bestandsmigration (Brownfield) handelt.

Technischer Überblick: Migrationsansätze

Das Migration Cockpit bietet zwei Hauptmethoden zur Datenmigration:

Quelle: Link zur Liste der SAP EWM Migrationsobjekte 

  1. Staging-Tabellen
    Bei dieser Methode werden die Daten zunächst in Staging-Tabellen geladen. Dies ermöglicht eine Vorbereitung, Validierung und Anpassung der Daten vor der Übertragung in das Zielsystem.
    s4hana migration cockpit stging tabelle
    Quelle: Link zur Liste der SAP EWM Migrationsobjekte 

  2. Direkter Transfer aus einem SAP-System
    Alternativ können Daten direkt aus einem bestehenden SAP ERP-System nach S/4HANA migriert werden. Dies reduziert den Aufwand für die Extraktion und das Mapping von Daten.
    s4hana migration cockpit direkter transfer
    Quelle: Link zur Liste der SAP EWM Migrationsobjekte 

SAP stellt vordefinierte Migrationsobjekte bereit, die über den Migration Object Modeler (MOM) erweitert oder angepasst werden können.

Vorteile des SAP S/4HANA Migration Cockpits

  1. Keine Programmierung erforderlich
    Das Tool ist für Business-Anwender konzipiert, die keine tiefgehenden ABAP-Kenntnisse besitzen. Es bietet eine grafische Benutzeroberfläche für die Datenübernahme.
  2. Standardisierte Migrationsobjekte
    SAP liefert vordefinierte Migrationsobjekte, die eine sichere und effiziente Übertragung ermöglichen. Diese Objekte werden bei Bedarf durch Updates ergänzt und optimiert.
  3. Integrierte Datenvalidierung
    Das Migration Cockpit prüft die Daten bereits vor der Übertragung auf Inkonsistenzen oder fehlende Werte, was Fehler im Produktivsystem reduziert.
  4. Monitoring & Fehlerprotokolle
    Jeder Schritt der Migration kann über eine integrierte Monitoring-Funktion überprüft werden. Fehler werden protokolliert, und Korrekturmaßnahmen können direkt eingeleitet werden.
  5. Einfache Anpassung über den Migration Object Modeler
    Unternehmen mit spezifischen Anforderungen können mit dem Migration Object Modeler (MOM) eigene Migrationsobjekte erstellen oder bestehende erweitern.

Alternative Migrationsmethoden & Abgrenzung

Neben dem Migration Cockpit existieren weitere Möglichkeiten zur Migration nach SAP S/4HANA:

1. Legacy System Migration Workbench (LSMW)

Die LSMW war lange Zeit das Standard-Tool für SAP-Datenmigrationen. Allerdings setzt sie auf manuelle ABAP-Programmierung und ist nicht für S/4HANA optimiert.

  • Wann ist LSMW noch relevant?
    • Bei einfachen Massenübertragungen von Stammdaten
    • Wenn bereits erprobte LSMW-Skripte existieren
  • Nachteil:
    LSMW entspricht nicht vollständig den neuesten SAP-Standards und UI-Prinzipien, wird jedoch bei einfachen Datenübertragungen weiterhin genutzt.

2. IDoc & ALE-Verteilung

Über IDoc-Schnittstellen können Daten aus Altsystemen übertragen werden. Diese Methode eignet sich für fortlaufende Datenmigrationen, jedoch weniger für eine Initialbefüllung (Initial Load).

3. SAP Data Services

Für komplexe Datenmigrationsprojekte, insbesondere mit mehreren Quellsystemen, bietet SAP Data Services umfangreiche ETL-Funktionalitäten (Extract, Transform, Load).

  • Wann ist SAP Data Services sinnvoll?
    • Bei einer hybriden Landschaft (SAP & Non-SAP-Systeme)
    • Wenn umfangreiche Datenbereinigungen und Transformationen erforderlich sind
    • Bei sehr großen Datenmengen

Beispiel: Bestandsübernahme im EWM

1. Bestandsübernahme via /SCWM/ISU

Über die Transaktion /SCWM/ISU kann man initial Bestände sowohl ins EWM als auch ins ERP-System übernehmen. Dies ist besonders bei kleineren, überschaubaren Migrationen eine praktikable Lösung.

  • Vorteile
    • Übernahme in beide Systeme möglich (EWM und ERP)
    • Vordefinierte Bewegungsarten (561/562)
    • Abdeckung von HU-Strukturen (einfach, geschachtelt usw.)
    • Kein Programmieraufwand für das SAP-Standardprogramm
  • Nachteile
    • Fehlerhafte Sätze blockieren den jeweiligen Abschnitt und es bleibt aufwändig, die betroffenen Blöcke und Einträge im Nachgang zu identifizieren.
    • Möglicher Bedarf an Konvertierungsprogrammen, falls das alte System eine abweichende Struktur hat.
    • Der Upload beschränkt sich hauptsächlich auf Bestandsdaten; Stammdaten und andere Objekte werden in der Regel nicht berücksichtigt.

2. Vergleichbares Migrationsobjekt „Lagerbestand“ im Migration Cockpit

Das Migration Cockpit bietet für den Bestandsupload eigene Migrationsobjekte, die sich an unterschiedliche Quellformate anpassen lassen (z. B. über Staging-Tabellen).

  • Flexibilität bei der Datenstruktur
    Das Cockpit kann über Staging-Tabellen und Mapping-Regeln direkt an die Anforderungen des Legacy-Systems angepasst werden – zusätzliche Konvertierungsprogramme sind häufig nicht nötig, sofern die Quelldaten den vordefinierten Strukturen entsprechen.
  • Detailliertes Fehlerhandling
    Gute und schlechte Sätze können getrennt behandelt werden, sodass fehlerhafte Datensätze nicht ganze Prozessschritte (oder Blöcke) aufhalten.
  • Aufwand und Skalierbarkeit
    Für sehr umfangreiche Migrationen ist das Cockpit aufgrund seiner strukturierten Vorgehensweise und Tools (z. B. MOM) deutlich effizienter skalierbar.

Fazit: Wann /SCWM/ISU und wann das Migration Cockpit?

  • Überschaubare Migrationen
    Bei weniger komplexen Projekten kann /SCWM/ISU nach wie vor eine schnelle und einfache Lösung bieten.
  • Umfangreiche und komplexe Migrationsszenarien
    Hier empfiehlt sich das SAP S/4HANA Migration Cockpit, da es eine höhere Flexibilität (z. B. Anpassung an unterschiedliche Quellformate), ausgefeilteres Fehlerhandling und die Möglichkeit zur Übernahme weiterer Datenobjekte (neben Beständen) bietet. 
  • Migrationen aus Bestandssystemen
    Auch für Migrationen zwischen vorhandenen Systemen z.B. aufgrund des Wechsels von SCM auf S/4HANA eignet sich das Migration Cockpit mit der Möglichkeit des direkten Transfers besser als SCWM/ISU.

Wichtig: Die /SCWM/ISU ist nicht mit dem gesamten Migration Cockpit vergleichbar, sondern nur mit dessen Bestands-Migrationsobjekten. Das Cockpit deckt deutlich mehr Szenarien ab und ist deswegen besonders für größere und komplexere Migrationen geeignet.

Egal ob Greenfield-, Brownfield- oder Bluefield-Ansatz – das SAP S/4HANA Migration Cockpit empfiehlt sich bei anspruchsvollen Migrationsszenarien und unterstützt Unternehmen dabei, Daten schnell und sicher nach S/4HANA zu überführen. Für einfachere, weniger komplexe Anforderungen (z. B. nur Migration in ein EWM) kann /SCWM/ISU jedoch weiterhin eine sinnvolle Alternative sein.

Wir unterstützen gerne beim Migrationscockpit, nutzen Sie dafür unser Kontaktformular.



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